Letztens voller Vorfreude an einem frühen Sonntagmorgen mal wieder gen alte Heimat unterwegs gewesen. Mithin sollte meine Lieblingsautobahn (A71 – direkt durch den schönen Thüringer Wald, unbedingt mal testen!) noch leerer als sonst sein, der Fahrspaß ins Unermessliche steigen. Doch plötzlich kurz nach Schweinfurt Schnee auf der Fahrbahn! Warum denn das? Von oben fusselt es doch nur. Wenn überhaupt. Also kombiniert: Das liegt da schon länger! Jahaa! Um dann darauf aufbauend die nächste halbe Stunde mit folgenden und einigen weiteren weniger zitierfähigen „Tiraden“ hinter dem Lenkrad zu verbringen: Seid ihr dämlichen Bayern wieder zu faul zum Räumen? Nicht am heiligen Sonntag, wa? Da hat man gefälligst in der Kirche zu sitzen, ne? Straße räumen am Sonntag ist bestimmt ähnlich gotteslästerlich wie Supermärkte über acht Uhr abends hinaus zu öffnen, stimmt’s?
Aber auch schön, bei Tempo 100 kann man schließlich die wiedererwachende Flora und Fauna bestaunen. Anderswo bestimmt, im ehemaligen Zonenrandgebiet bestimmt nicht. Dennoch kam der ehemals bedeutungsvolle und mittlerweile zur schnöden Landesgrenze degradierte Übergang von Bayern nach Thüringen näher. Irgendwie. Und dann wurde sie auch schon angekündigt, die Landesgrenze. Ihr kennt diese hässlichen braun-weißen Schilder am Straßenrand mit Motiven aller erdenklichen aber auch der tatsächlichen Sehenswürdigkeiten der Republik. (Verwiesen sei in diesem Zusammenhang auf die empirisch leider noch nicht nachgewiesene Äußerung des geschätzten Jonas R.: „Die meisten dieser Schilder stehen in Regionen, wo es überhaupt nix zu sehen gibt.“ Aber andere Geschichte dies.) Genau mit so einem Schild wird die Landesgrenze auf der A71 angekündigt. Hier zeigt man einen Wachturm auf offenem Feld.
Und was passiert an besagtem Sonntag nur knapp hundert Meter hinter diesem Schild? Genau, aus ein bisschen Schnee auf der Fahrbahn wird abrupt eine kleine bis mittelgroße Schneesafari. Locker zwanzig Zentimeter. Von einem Meter auf den nächsten. Eine Kante wie mit dem Lineal gezogen. Oder mit dem Räumfahrzeug. Nicht bremsen, besser ausrollen lassen. Da – also im geliebten Thüringen – hatte man wohl seit Tagen nicht geräumt und das ganz ohne Verweis auf lebens- und vor allem für die Zeit danach wichtige Besuche im Gotteshaus – eigentlich auch irgendwie sympathisch. Oder hatte es doch heftiger geschneit als vermutet? Und in Bayern war man sogar schneller mit der Befreiung der Straßen. Unmöglich das. Sollte es vielmehr eine Bestrafung für mein allzu loses Mundwerk (aka Große Fresse) sein? Von Himself direkt? Unwahrscheinlich. Höchstens von seinen missgünstigen Jüngern. Denen trau ich in Bayern alles zu.
Dem Zürnen – gerade auch dem grundlosen – gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen und -stämme wird aber dennoch nicht abgeschworen. Niemals nicht. DIE verweisen mich und andere ja auch ohne Grund nur wenige Minuten nach dem Ende großartiger Konzerte des Saals. DIE behandeln mich und andere ja auch ohne Grund immer besonders zuvorkommend wenn es Auswärtssiege von BlauGelbWeiss in ihren Provinzen zu bestaunen gibt. Ganz zu schweigen davon, dass DIE sich ohne Grund – es sei denn Anstecker mit dem Konterfei von F.J. Strauss gelten als Grund – für auserwählt halten.