Große Fresse.

Posted in Anekdoten with tags , , on 8. April 2010 by douglasmorganhall

Letztens voller Vorfreude an einem frühen Sonntagmorgen mal wieder gen alte Heimat unterwegs gewesen. Mithin sollte meine Lieblingsautobahn (A71 – direkt durch den schönen Thüringer Wald, unbedingt mal testen!) noch leerer als sonst sein, der Fahrspaß ins Unermessliche steigen. Doch plötzlich kurz nach Schweinfurt Schnee auf der Fahrbahn! Warum denn das? Von oben fusselt es doch nur. Wenn überhaupt. Also kombiniert: Das liegt da schon länger! Jahaa! Um dann darauf aufbauend die nächste halbe Stunde mit folgenden und einigen weiteren weniger zitierfähigen „Tiraden“ hinter dem Lenkrad zu verbringen: Seid ihr dämlichen Bayern wieder zu faul zum Räumen? Nicht am heiligen Sonntag, wa? Da hat man gefälligst in der Kirche zu sitzen, ne? Straße räumen am Sonntag ist bestimmt ähnlich gotteslästerlich wie Supermärkte über acht Uhr abends hinaus zu öffnen, stimmt’s?

Aber auch schön, bei Tempo 100 kann man schließlich die wiedererwachende Flora und Fauna bestaunen. Anderswo bestimmt, im ehemaligen Zonenrandgebiet bestimmt nicht. Dennoch kam der ehemals bedeutungsvolle und mittlerweile zur schnöden Landesgrenze degradierte Übergang von Bayern nach Thüringen näher. Irgendwie. Und dann wurde sie auch schon angekündigt, die Landesgrenze. Ihr kennt diese hässlichen braun-weißen Schilder am Straßenrand mit Motiven aller erdenklichen aber auch der tatsächlichen Sehenswürdigkeiten der Republik. (Verwiesen sei in diesem Zusammenhang auf die empirisch leider noch nicht nachgewiesene Äußerung des geschätzten Jonas R.: „Die meisten dieser Schilder stehen in Regionen, wo es überhaupt nix zu sehen gibt.“ Aber andere Geschichte dies.) Genau mit so einem Schild wird die Landesgrenze auf der A71 angekündigt. Hier zeigt man einen Wachturm auf offenem Feld.

Und was passiert an besagtem Sonntag nur knapp hundert Meter hinter diesem Schild? Genau, aus ein bisschen Schnee auf der Fahrbahn wird abrupt eine kleine bis mittelgroße Schneesafari. Locker zwanzig Zentimeter. Von einem Meter auf den nächsten. Eine Kante wie mit dem Lineal gezogen. Oder mit dem Räumfahrzeug. Nicht bremsen, besser ausrollen lassen. Da – also im geliebten Thüringen – hatte man wohl seit Tagen nicht geräumt und das ganz ohne Verweis auf lebens- und vor allem für die Zeit danach wichtige Besuche im Gotteshaus – eigentlich auch irgendwie sympathisch. Oder hatte es doch heftiger geschneit als vermutet? Und in Bayern war man sogar schneller mit der Befreiung der Straßen. Unmöglich das. Sollte es vielmehr eine Bestrafung für mein allzu loses Mundwerk (aka Große Fresse) sein? Von Himself direkt? Unwahrscheinlich. Höchstens von seinen missgünstigen Jüngern. Denen trau ich in Bayern alles zu.

Dem Zürnen – gerade auch dem grundlosen – gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen und -stämme wird aber dennoch nicht abgeschworen. Niemals nicht. DIE verweisen mich und andere ja auch ohne Grund nur wenige Minuten nach dem Ende großartiger Konzerte des Saals. DIE behandeln mich und andere ja auch ohne Grund immer besonders zuvorkommend wenn es Auswärtssiege von BlauGelbWeiss in ihren Provinzen zu bestaunen gibt. Ganz zu schweigen davon, dass DIE sich ohne Grund – es sei denn Anstecker mit dem Konterfei von F.J. Strauss gelten als Grund – für auserwählt halten.

Kolik to stoji?

Posted in Anekdoten with tags , , on 17. März 2010 by douglasmorganhall

Nicht zuletzt um hier etwas mehr Leben reinzubringen, aber vor allem um meinen Mitmenschen Teilhabe zu gewähren, werden hier ab sofort mehr oder weniger täglich kurze Anekdoten aus meinem Leben ausgebreitet. Zumindest habe ich mir das vorgenommen. Fest sogar. Und ich werde mich bemühen.

Aus Anlass des heutigen Besuchs meiner langjährigen und seit langen Jahren nicht mehr gesehenen Freundin Nancy aus den USA (hohoho!) will ich den Anekdoten-Reigen mit einer ebensolchen aus meiner Zeit in Pardubice eröffnen. Gleich zu Beginn meines Auslandssemester war ich mit Nancy in einem kleinen Laden unterwegs, der selbstgemachten Krims-Krams in Hülle und Fülle feilbot. Eines der Teile hatte es ihr wohl besonders angetan, nur leider war es nicht üblich das Angebot mit Preisangaben zu versehen. So ließ ich mich breitschlagen, es mit meinen begrenzten aber immerhin erst kürzlich erworbenen Tschechisch-Sprachkünsten zu versuchen. Die sachlich richtige, aber phonetisch sicherlich unsauber hervorgebrachte Frage Kolik to stoji? löste überraschenderweise prompt eine Reaktion auf der anderen Seite des Ladentisches aus. Man hatte mein Anliegen offensichtlich verstanden. Leider traf dies auf die nun folgende Antwort und mich nicht zu. Tschechische Zahlwörter sind aber auch schwer. Ähnlich viele direkt aufeinanderfolgende Konsonanten wie in meinem Lieblingswort Zmrzlina (ja, das heißt Eis, Speiseeis). Und dann noch in eigenartiger Weise kombiniert. Jedenfalls nix für mich. Also versuchten wir es nach drittmaligem Nicht-Verstehen der Antwort doch lieber mit Englisch. Oder war es doch Deutsch? Die Dame sprach jedenfalls beides. Die Lehre dieses Nachmittags war dennoch von Bedeutung: Stelle niemals Fragen, deren Antwort du – egal wie sie ausfallen mag –nicht mal annähernd verstehen kannst!

Vorstellung.

Posted in Allem with tags , , on 8. März 2010 by douglasmorganhall

Eigentlich unhöflich. Da dies Beginn jedweder Konversation sein sollte. Daher wird für derlei Verspätung um Entschuldigung gebeten. Und nicht nur eigentlich, sondern ausdrücklich. Mein Name ist Douglas. Douglas Morgan Hall. Das Licht der Welt erblickte ich in Philadelphia zur Zeit des Amerikanischen Sezessionskrieges, passenderweise als Sohn eines Augenarztes. An der Pennsylvania Academy of the Fine Arts wurde ich rund zwanzig Jahre später Schüler von Thomas Eakins. Ein großer Maler und viel zu lange sträflich unterschätzter Lehrer. Nachdem er der Schule verwiesen wurde, weil er uns Kunststudenten und konsequenterweise auch den Kunststudentinnen die Beschaffenheit des männlichen Körpers mit Hilfe eines lebenden Exemplars vorführte – reaktionäre Spießer – folgte ich ihm zur Philadelphia Art Students League. Mitglied der Liga blieb ich bis 1890. In dieser Zeit malte Eakins auch das Porträt. Das Porträt, das mich unsterblich machte. Auch wenn es spannenderes gibt als im ersten Stock des Philadelphia Museum of Art an der Wand zu hängen, so herrscht dort wenigstens deutlich mehr Bewegung (aka Traffic) als zum Beispiel hier auf der Seite, gehen die Leute doch schräg gegenüber des mir zugeteilten Platzes ihren menschlichen Bedürfnissen nach.

Zu ganz neuem Leben anderer Art wurde ich im 21. Jahrhundert rund 3.900 Meilen weiter östlich erweckt. Und zwar von jungen Männern, die ihrer Liga den Namen >Tocotronic< gaben. Ihre Kunst besteht nicht in der Malerei, sondern in der Musik. Der Rockmusik. Und mein Porträt ziert die Front von Kapitulation, seines Zeichens 2007 veröffentlichtes Album der Band. Presse, Funk und vielleicht sogar Fernsehen bezeichneten mich damals als „jungen Mann, mit geröteten Augen ins Nichts starrend – einen Menschen in einem Augenblick völliger Klarheit, der ohne jeden Funken Hoffnung dem Ende entgegenblickt“. Wenn sie meinen. Zurück zu Kapitulation. Eine einzigartige Huldigung der Selbstaufgabe, kombiniert in Melodie und Text, Text und Melodie. Aber seht und vor allem hört selbst folgenden Auszug mit den Stücken Kapitulation, Imitationen und Mein Ruin.

CoverEine Fortsetzung der Tocotronischen Musikkunst ist seit Anbeginn des Jahres zu bestaunen. Eine wahrlich schallend wahnhafte Fortsetzung. Dessen vergewissern könnt ihr euch mit Macht es nicht selbst. Aber auch die Klänge und Gedanken von Im Zweifel für den Zweifel, Keine Meisterwerke mehr und Die Folter endet nie eröffnen exzellente Möglichkeiten, sich zu verlieren. Man muss sich nur trauen. Das an meine Stelle ein Blumenstrauß – zugegebenermaßen einer, wie man ihn nur selten zu Gesicht bekommt – getreten ist, sollte zu verschmerzen sein. Ich habe es jedenfalls schon getan.

Wie ich dem Schicksal als Digital Immigrant zu enden, entgehen werde

Posted in Allem with tags , , on 24. Februar 2010 by douglasmorganhall

Eine bemerkenswerte Entdeckung meines Selbst begleitet mich seit einigen Wochen. Bewusst zumindest. Tatsächlich bestimmt schon länger. Und im wahrsten Sinne des Wortes ist es Trivialität pur:  Ich werde immer älter. Offensichtlich. Nein, die Symptome äußern sich nicht mit etwas derart Profanem wie ergrauendem Haar oder der berüchtigt näher rückenden Dreißig. Nein, es äußert sich mit etwas derart Profanem wie technischem Fortschritt. Noch schlimmer und namentlich: Web 2.0!

Aktuell zeigte es sich beim Einrichten dieses Blogs. Einstellungen auf der Seite! Diverse Einstellungen! Design! Hier und da! Und wer bitte sind diese Widgets?! Aber auch bei der Übersetzung von Web 2.0 in Deutsch gilt: Wenn nichts mehr geht, geht immer noch das gute alte Trial & Error. Das hat mich bisher nur bei der Mathe-Olympiade  – ja das gab und gibt es wirklich – im Stich gelassen. Damals hieß das allerdings noch:  Ich probier einfach mal alles aus. Bei möglichen Zahlenkombinationen von 17! (in Worten: siebzehn Fakultät), vielleicht doch etwas zu ambitioniert. Aber ich schweife ab.

Mein bisher und auch aktuell noch größter Feind in der virtuellen Welt ist meine Facebook-Seite. Meine Herren, ist die unübersichtlich. Sieht die bei anderen Leuten auch so aus? Oder kann man sich da auch für einfache Versionen vielleicht für Einsteiger oder so bewerben? Sollte man aber. Wenn ich mich mal wieder ganz wagemutig bis zu ihr vertraue, alle paar Monate, weiß ich gar nicht wo ich zu erst drücken soll, wo ich bin, wer mich wie, wo und warum angequatscht hat. Wahnsinn. Rückzug antreten! Umgehend!

Aber so kann es nicht weitergehen. So wird es nicht weitergehen. Ich werde mich den Herausforderungen stellen. Nein, ich werde sogar angreifen. Und ganz entgegen des ersten Gebots, werde ich es selbst machen. Erstes konkretes Projekt: Twittern! Oberste Devise bei Anmeldung, Registrierung und Einrichtung des neuen Kontos ist Geduld – schon immer meine große Stärke. Und dann, ja dann heißt es, Zwitschern, Folgen und mich Verfolgen lassen was das Zeug hält.

Und auch die Jungs von Facebook können sich schon mal warm anziehen. Eines Tages, ja eines Tages! Wäre doch gelacht, ha!

Der Traum vom Europapokal

Posted in Allem with tags , , on 19. Februar 2010 by douglasmorganhall

Der Traum vom Europapokal. Einer meiner ältesten. Bis zu seiner Erfüllung wird nach gegenwärtigem Sachstand auch noch das ein oder andere Jahr dahin gehen. Also warum in Zeiten, da die blaugelbweiße Liebe drittklassigen Abstiegskampf bevorzugt und selbst der zweifelhafte Erfolg eines knappen und unverdienten Ausscheidens in der ersten DFB-Pokalrunde gegen – sagen wir – Greuther Fürth höchstens in weiter Ferne leuchtet, vom Europapokal träumen? Ganz einfach. In der aktuellen Ausgabe des hoch- aber nicht zu überschätzenden „Fußballkulturmagazins“ 11freunde findet sich die Rezension zu einem Buch mit selbigem Titel. Noch bevor deren Inhalt vordringen konnte, lief er schon. Der Film namens „Das Jahr als wir nur noch ein Spiel vom Europapokal entfernt waren“ . Da war sie wieder diese einzigartige Explosion im Gästeblock des Stuttgarter Daimler-Stadions, oder wie auch immer das jetzt heißt. Da waren sie wieder die ständig gleichlautenden und über Wochen wiederkehrenden „Gespräche“ zwischen den Allesfahrern und die meist nicht mehr als den einen Satz beinhalteten: Nur noch ein Spiel, nur noch ein Sieg! Vorgetragen mit einer obskuren Mischung aus leuchtenden Augen und Kopfschütteln. Und tatsächlich war es nur noch ein Spiel, nur noch ein Sieg! Dann wären wir tatsächlich im Europapokal gestartet. Das erste Mal nach fast 20 Jahren Abstinenz. Das erste Mal überhaupt für die meisten. BlauGelbWeiss auf dem Weg nach London zu Tottenham, nach Lissabon zu Benfica oder nach Holland um bei Ajax ausnahmsweise mal nicht nur mit Jugendmannschaften bei Nachwuchsturnieren zu gefallen, sondern stattdessen mit mindestens sechstausend Stimmgewaltigen.  Oder eine Reise ans Schwarze Meer im Spätsommer gepaart mit einem Auftritt bei Cherno More Varna. Oder nach Zypern. Oder ins Baltikum. Oder zu Honka Espoo, wo auch immer das liegt. Finnland! Oder zu Borac Cacak. Serbien! Egal wohin. Ein großartiges Abenteuer so oder so. Der Traum vom Europapokal. Einer meiner besten.